Klassifizierungsansatz im Sinne einer allgemeinen visuellen Taxonomie des künstlerischen Schaffens durch Francis Parent, Kunstkritiker und Kunsthistoriker.
INHALT
A : FORMALISMUS Welcher Typ der Formalisierung eines Werkes enthüllt sich beim Betrachten vom ersten Augenblick an? Eher der Abstrakte, eher der Bildliche, etc? (geordnet vom "immateriellsten" zum "realistischsten").
B : MATERIALITÄT Beim zweiten Kriterium geht es um die Materialität von dem , was zu sehen gegeben ist. Geht es um Konzept pur , um Materienspiele , um entwendete Objekte , usw. (vom "Immaterialischsten" zum "Realsten" kodifiziet)
C : ENGAGEMENT In welchem Verhältnis Körper/Geist drückt sich der Künstler in seinem Werk aus?
Geordnet vom "Intellektuellsten" zum "Körperlichsten" , zum Beispiel vom "Conceptual Art" zum "Body Art", ...
D : KOMMUNIKATION Drückt der Künstler die feste Absicht aus, über seine Werke eine beliebige Botschaft vermitteln zu wollen? (geordnet vom "spirituellsten" zum am ausgesprägtesten "Gesellschaftbezogenen").
A : FORMALISMUS Welcher Typ der Formalisierung eines Werkes enthüllt sich beim Betrachten vom ersten Augenblick an? Eher der Abstrakte, eher der Bildliche, etc? (geordnet vom "immateriellsten" zum "realistischsten"). A100 : Nicht formalisierbare+ ephemere Werke die mit Licht, Klängen, Gerüchen, dem Vergänglichen, … spielen ; allgemeiner betrachtet, jede Intervention, die nur als Feststellung fungiert. (Verhüllung von Orten durch Christi , Verkauf von "Blumentöpfen "durch J.P. Raynaud, "Konferenz" von P. A. Gette, James Turell, Bill Viola, ...) A110 bis A130 : Werke mit optischen Spielen
A110 bis A120 : Ziele, realisiert anhand von
A110 : Echtlicht piktural, skulptural, umgebend eingesetzt wie jedes andere Material zur Schaffung eines Werkes (Dan Flavin, Kosice, Keith Sonnier,…). A120 : verschiedenen mechanischen Vorrichtungen die unter Umständen Lichteffekte hervorbringen wie in der "Lichtkinetik" oder der "Kybernetischen Kunst" (Nicolas Schöffer, Julio Le Parc, ...). Bis hin zu den "Lichtkästen" von Jenny Holzer. A125 : Digitale Vorrichtungen (mit allerlei neuesten Vorrichtungen, die Computer verwenden). A130 : Subjektiven Spielen je nach Anordnung von Farbe und/oder Form in diesen Werken hat die Unvollkommenheit des menschlichen Auges zur Folge, dass es sie verzerrt (Photos und "Installationen" von Georges Rousse, Felice Varini, ...) oder von fiktiven Bewegungen durchdrungen wahrnimmt wie in der "Kinetischen Kunst" oder der "Op-Art" (Y. Agam, Victor Vasarely, C. Cruz Diez, J.R. Soto, Bridjet Riley, …). A140 bis A230 : Abstrakt
A140 bis A160 : Geometrische Gestaltung :
A140 : "Hard Edge", Minimal-Art, Neominimalismus Von der "Konkreten Kunst" über die "Minimalistische Kunst" alle streng orthogonal behandelten Formen oder Farbanordnungen, welche die Sensitivität auf ein äusserstes reduzieren (Joseph Albers, Mondrian, Gorin, Ad Reinhardt, "Monochrome" von Rodtschenko, Frank Stella, Peter Halley, J. Armleder, R.M. Trockel, ... und in der Bildhauerei ; Carl André, Sol Lewitt, Tony Cragg, ...). A150 : ohne orthonormale Anordnung "Post Kubismus" mit streng ebenmässigen, stark dekonstruierten Flächen ohne orthonorme Anordnung. (Robert Delaunay, Maurice Estève, Jean Dewasne, Herbin, ...). A160 : "All Over", sanfte Gestaltung von gewisser Sensitivität in Material und Farbe, im konstruierten "Hard" mit und ohne Orthonormierung wieder zugeführt (S. Poliakoff, Malewitsch, J.P Riopelle, Maurice Estève, M.H. Veira Da Silva, Barnett Newman, James Bishop, ...). A170 : Gemischte Abstraktion ( zwischen konstruierter geometrischer und unkonstruierter, informeller Gestaltung) vom "Field Painting" zum "Abstrakten Expressionismus" ; Vereinnahmung des bildlichen Raums unter Ausdehnung seiner Grenzen "all over" (Mark Rothko, Jackson Pollock, J.P Riopelle, Joan Michell, Ju: dith Reigl, …). A180 bis A200 : Unkonstruierte Abstraktion : "Informel"
A180 : Materialkunst / Flecken vom "Wolkigsten" zum "Stofflichsten", Spiel mit den Subtilitäten der bildlichen Materie und ihren Farbräumen (Zao Wou Ki, Sam Francis, Ben-Rath, …). A190 : Mischung aus Stoffen, Flecken und "Gestischer Kunst" (Willem De Kooning, Clifford Still, Antoni Tapiès, Bengt Lindström, Riopelle, Olivier Debré, ...). A200 : Gestische Kunst vom "lyrischsten" zum beinahe "skripturalen", die Geste zwischen dem inneren "Aus-druck", der den Stempel der Ipseität trägt, und dem Kommunikationsversuch (Hans Hartung, Franz Kline, Georges Mathieu, Jean Messagier, …). A210 bis A230 : Abstraktion mit Zeichen Das Gesamtwerk bleibt Abstrakt, beinhaltet aber (oder besteht ausschliesslich aus):A210 bis A220 : die Schriftelemente
A210 : ohne Sinn bilden wo das Zeichen als plastisches Formelement in der Zusammensetzung des bildlichen Raums eine rolle speilt (R.Motherwell, Giuseppe Capogrossi, Christian Dotremont, Cy Twombly, ...). A220 : mit Sinn bilden von den "Lettristen" (Isidore Isou, Maurice Lemaitre, …) bis hin zu den "Konzeptuellen" (Joseph Kossuth, Roman Opalka, …); die Schrift zwischen Formalismus und Kommunikation in reiner Form (Ben, On Kawara, Barbara Kruger, ...). A230 : Symbolhaft, ikonisch werdende Zeichen Übergang vom einfachen Schriftelement zum erzählend-symbolhaften (Jean Fautrier, Alfred Manessier, Alechinsky, Ch. Dotremont, A.R. Penck, Wenda Gu, ...). A240 à A260 : Abstraktion mit Allusionen :
A240 : Einbeziehen von Figuren (oder realen Objekten) ins Abstrakte Mehr oder weniger realistische Figurationen mit mehr oder weniger grosser Gewichtigkeit, aber immer als Detail in einem insgesamt abstrakten Gefüge (Fernand Léger, Jan Voss, Antoni Tàpies, W. De Kooning, die "Combine Paintings" von R.Rauschenberg, ...). A250 : globalere, wenn auch nur leichte, Annäherung an die Figur man errät die Figur in der Vermengung der Formen, verschiedenen abstrakten Stofflichkeiten (Mondrian, Kandinsky, Klee, die "footballeurs" von N. de Staël, ...), oder durch Andeutung von Form und Farbe ("Abstrakte Landschaftmalerei" ; Jean Bazaine, ...). A260 : Stärkere Annäherung an die Figur ausgehend von Formen, Materialien oder Malgesten treten repräsentative Figuren fast selbstverständlich hervor (Dubuffet, Fautrier, Bacon, ...) A265 :
A270 bis A300 : Figurale Kunst
A270 : etwas dekonstruiert Die Figuren werden nicht so "hard" wie bei der "nicht orthonomierten Gestaltung" (A150) beinahe "postkubistisch" analysiert. (Picasso, Villon, …) oder weisen eine "innere Geometrie" auf (Bazaine, Jacques Hérold, Veira da Silva, …) und bleiben dabei global erkennbar. A280 bis A300 : Imaginäre Kunst
A280 : Unbewusst innere Sphären, die im Allgemeinen eher abstrakt sind. Durch das Verlassen der Abstraktion sind die Kräfte des Imaginären fähig, sich in präfiguralen Figuren zu kristallisieren (Masson, Mirò, Arshile Gorky, …). A290 : Visionär, mediumin, fantasmatisch Monster bzw. Kreaturen des Schlafes konkretisieren sich in einem Formalismus, der realistischer ist, als in A280 (Matta, Max Ernst, Gustave Moreau, Paul Delvaux, Dado, Vito Tangiani, ... oder die jüngeren "Fiktionisten": Mariko Mori, ...). A300 : dem "historischem Surrealismus" verwandt die von sämtlichen Zügeln befreite Vorstellungswelt konkretisiert sich in "über-realistischen" Bildern (Salvador Dali, René Magritte, Alfred Courmes, …). A310 : Diverse Figurationen in den Grenzbereichen der figuralen Kunst, der unbewussten, visionären oder surrealistischen Vorstellungswelt, alle weiteren schwer klassifizierbaren Figurationen. A320 bis A380 : Figurationen
A320 : Traditionelle Figurationen von der poetischsten Vision über die zartfühlendste Wahrnehmung dessen, was unser Leben und unsere Umwelt ausmacht, ausgedrückt in den unterschiedlichen Formen der Malerei "Französischer Tradition". (von den provenzalischen Landschaften Cézannes, den Blumensträussen Van Goghs und Boudins Marinemalereien bis zu den Porträts Kislings...). A330 : Sanfte Figurationen Figuren, die hinsichtlich Form und Material von eher sanfter Beschaffenheit sind (Edward Hopper, Balthus, Edouard Pignon, P. Klossowski, Sam Szafran, A. Garcia Lopez, ...). A340 : Figurationen mit Schwung Dynamischere, doch keine wirklichen expressionistischen Formen (Alberto Giacometti, Jean Hélion , ...). A350 bis A380 : Expressionistische Figurationen Aus-druck des kochenden, wenn nicht gar gewalttätigen Innenlebens eines Künstlers der sich, im Gegensatz zum "Abstrakten Expressionisten", über die zahlreichen Möglichkeiten der Materialisation der Figur offenbart (vom historischen Expressionismus über COBRA, vom "Violent Painting" bis zu den "Neuen Wilden", ...), A350 : eher materisch und/oder wie bei den “Koloristen“ Der Aus-druck wird insbesondere durch die sättigung oder die Architektonik (den "Aufbau" der Materialien) der verwendeten farbigen Materialien (Corneille, Karel Appel, Bengt Lindström, Miguel Barceló, ...). A360 : Mehr Mischung zwischen Farben, Materialen und Gestik Der Aus-druck entwickelt sich zwischen Gestischer Kunst und "Materialkunst" (Emil Nolde, Asger Jorn, John Christoforou, O.Pelayo, Gérard Garouste, Georg Baselitz, Francesco Clemente, ...). A370 : Gestische Kunst der Ausdruck wird insbesondere durch das Ausmaß und/oder die Stärke des gestischen Malens freigesetzt (Willem De Kooning, Antonio Saura, Vladimir Velickovic …). A380 : Grafitis, Logos, Street Art Ausdruck durch die gemalte Schrift: Tags oder Grafitis, sobald sie zu Bildern werden (A.R.Penck, ...); zu Logos (Gerôme Mesnager, Speedy Graphito, ...); der Hip-Hop Kultur (verschiedene Kollektive wie; Blade, Crash, ...). A390 bis A410 : Outsider Art
A390 : Primitivismus was im Outsider Art auf althergebrachte Archetypen als "primäre", "wesentliche" Kulturformen verweist (E. Nolde, Jean Michel Basquiat, Ouattara, Robert Tatin, J. Dubuffet, ...). A400 : Art Brut Kunst ohne kulturelle Bezugspunkte (Dubuffet, Adolf Wölfli, …), Ästhetisierung rätselhafter Objekte (Chomo, Maisonneuve, ...). A405 : von "Outsider" zur mediuminen, paranormalen Kunst, etc. (Augustin Lesage, Joseph Crépin, …) wenn nicht "Anstaltlich" (Adolf Wölfli, Aloïse, ...) A410 : Naive Kunst, Volkskunst, kindliche Kunst Ausdruck unverwechselbarer Kulturen: einer Region (Traditionelle Kunst), eines Zeitraums (Beispielsweise kindlich-naiv; Chaïbia, ...), eines Genres ... inklusive der "Gelehrten Kunst" : siehe die pseudo-kindliche Kunst von Fernando Botero, Niki de Saint Phalle, ... A430 bis A460 : "Neofigurativ"
A420 : Para-figurative, lineare Strukturen - farbige Ebenen kleinster gemeinsamer Nenner zwischen naiver Kunst, Volkskunst, Illustrationen und Comics (Gaston Chaissac, V.Brauner, Yvon Taillandier, Eliane Larus, ...). In 2D, aber auch 3D (Skulpturen von J. Dubuffet, Niki de St Phalle, ...). A425 :
A427 :
A430 : "Freie Figuration" und "Neo Comic" "Kultiviertere" Ausdrucksweise als Naive Kunst, Art Brut, etc., Versöhnung der Kunst mit volkstümlicher Bildersymbolik, Werbung, Comics, der Rockkultur der 80er Jahre (Robert Combas, Hervé Di Rosa, Keith Harring, …), aber auch mit der "Manga"-Kultur der 90er Jahre oder den Symbolen der Informatik des XXI. Jh. A440 : um die "Narrative Figuration" Einführung der Zeit in die Darstellungen der Wirklichkeit. Diskontinuitäten und Aneinanderreihungen unterschiedlicher Zeit-Raum Gebilde lassen innerhalb des Bildes (Jacques Monory, Errò, Bernard Rancillac, David Salle,…) oder der Photomontage (Raoul Hausmann, Richard Hamilton, ...) eine Erzählung entstehen . A450 : "Zitat-Kunst" von der "Pittura Colta" (C.M. Mariani, ...) zum derzeitigen kulturellen (Gérard Garouste, ...) oder "objektalen" (Peter Klasen, Konrad Klapheck, ...) "Zitat-Kunst". A455 : Mehr oder weniger allegorische Figurationen ("Trans Avant Garde", "Bad Painting") J.G. Dokoupil, Julian Schnabel, David Salle, Reiner Fetting, Kenny Scharf, Sandro Chia, Francesco Clemente, Enzo Cucchi, Mimo Paladino, ... A460 : Von "Pop-Art" zu "Neo Pop-Art" von der Emergenz mediatisierter Bilder und Produkte in der Kunst (Richard Lindner, E.Paolozzi, Ed Ruscha, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, ...) bis zu ihrer derzeitigen Allmacht (Haïm Steinbach, Jeff Koons, Olivier Blanckart, Marc Dion, Takashi Murakami, Wang Du, ...). A470 bis A510 : Formen des Realismus Unterschiedliche Weisen, den Realitäten der Welt, einer Sichtweise, zu begegnen: A470 : lediglich Formell zwischen "Neue Sachlichkeit", "American Scene" oder "Neue Figuration", die Wirklichkeit, wie sie von einem Künstler empfunden wird, dessen Subjektivität "neutral wäre" (Christian Schad, Gérard Schlosser, Vincent Corpet, Gilles Aillaud, ...). A480 : Hyperrealismus Eine über den Realismus hinausgehende, der Phantasie entspringende Darstellung bestimmter Teile der Wirklichkeit. In Frankreich (von J.O. Hucleux bis Gilles Barbier, ...), vor allem aber in den USA, in der Malerei (Richard Estes, Richard Mac Lean) und der Bilhauerei (John de Andrea, Duane Hanson, ..., und jüngst Ron Mueck, William Beckman, ...). A490 : "Trompe l'oeil" Eine Art US Amerikanischer Hyperrealismus, der allerdings mit dem europäischen Dekor des täglichen Lebens verflossen sein soll und häufig eher "theatralisch" oder „ wie bei einer Mauermalerei „ ? eingesetzt wird (Henri Cadiou, Claud Yvel, ...). A500 : "Brechtisch" "Verfremdung" von Figuren mit eindeutigem sozio-politischen Engagement mit dem Ziel, soziale und/oder politische Wirklichkeiten zu ändern (André Fougeron, Groupe DDP, Renato Guttuso, …), oder diesen Wirklichkeiten zumindest "kritsierend" gegenüber zu treten (Peter Saul, Cindy Sherman, Equipo Cronica, B.Rancillac, ...). A510 : Zur Photographie als Zeuge von oder Arbeit über die Wirklichkeit (von H.C. Bresson bis R. Mapplethorpe oder Bernd und Hilla Becher, ...). Ebenfalls eine Materialwahl als Vorwand für eine ästhetische Arbeit (Anette Messager, Louis Jammes, Philippe Cazal, Pierre et Gilles, ...), oder als Teil einer breiter gefächerten formellen Arbeit (Gemälde und Photos von Peter Klasen; Zeichnungen und Photos von Jean Le Gac, ...). A515 :
A517 :
A520 : "Mixed Media" Addition unterschiedlicher Formalismen. Eher bei den jungen Künstlern Ende des XX./ Anfang des XXI. Jh. anzutreffen, häufig in Verbindung mit "Installationen" (Jason Rhodes, Rirkrit Tiravanija, ...). A525 : Diverse dematerialisierte realitäten
A530 : Verschiedene Formalismen Typen der Formalisierung, die nicht in den vorhergehenden Rubriken einzuordnen sind.
INHALT
A : FORMALISMUS Welcher Typ der Formalisierung eines Werkes enthüllt sich beim Betrachten vom ersten Augenblick an? Eher der Abstrakte, eher der Bildliche, etc? (geordnet vom "immateriellsten" zum "realistischsten").
B : MATERIALITÄT Beim zweiten Kriterium geht es um die Materialität von dem , was zu sehen gegeben ist. Geht es um Konzept pur , um Materienspiele , um entwendete Objekte , usw. (vom "Immaterialischsten" zum "Realsten" kodifiziet)
C : ENGAGEMENT In welchem Verhältnis Körper/Geist drückt sich der Künstler in seinem Werk aus?
Geordnet vom "Intellektuellsten" zum "Körperlichsten" , zum Beispiel vom "Conceptual Art" zum "Body Art", ...
D : KOMMUNIKATION Drückt der Künstler die feste Absicht aus, über seine Werke eine beliebige Botschaft vermitteln zu wollen? (geordnet vom "spirituellsten" zum am ausgesprägtesten "Gesellschaftbezogenen").
|